Keine Termine |
Direkt nach dem Start hielten (von links) Bianca Schallenberg, Katja Weerts und Melanie Einemann kurz an, um den einzigartigen Moment auf der Verrazano-Narrows-Brücke (Staten Island) festzuhalten.
New York - Rund 50 000 Sportler tümmeln sich bei traumhaftem Sonnenschein an diesem Morgen vor der Verrazano-Narrows-Brücke im New Yorker Stadtteil Staten Island. Nervöses Hin und Her-Gelaufe und aufgeregtes Gerede prägen die große und laute Menschenmasse. Es ist Sonntag, der 6. November, kurz vor 10 Uhr: In ein paar Minuten startet der wohl bekannteste Langstreckenlauf der Welt – der New-York-Marathon. Inmitten dieser Massen befinden sich auch drei Frauen aus der Gemeinde Hatten: Katja Weerts, Melanie Einemann und Bianca Schallenberg. Die drei begeisterten Läuferinnen nehmen das erste Mal an diesem Event teil – und haben so viele Eindrücke zu verarbeiten, dass die Minuten bis zum Start wie im Fluge vergehen.
50. Geburtstag als Anlass
„Dreieinhalb Stunden vorher waren wir dort, aber es kam uns wie ein Wimpernschlag vor“, erzählen die drei Freundinnen, die im Frauenlauftreff der TSG Hatten-Sandkrug gemeinsam aktiv sind und vor zwei Jahren die Idee entwickelten, einmal an dem Laufspektakel teilzunehmen. Katja Weerts hatte sich den Plan anlässlich ihres 50. Geburtstages in den Kopf gesetzt. Ihre Kolleginnen waren Feuer und Flamme. „Unser Ziel war es, anzukommen, ohne jegliche Zeitgedanken, und diese Veranstaltung zu genießen“, berichtet Weerts. Zehn Wochen habe sich das Trio intensiv vorbereitet, vor einem Jahr zum Test den Berlin-Marathon im strömenden Regen gelaufen. Bianca Schallenberg lief dort das erste Mal. „Das hat keinen Spaß gemacht, aber in New York wurden wir mit Sonnenschein entschädigt“, sagt die 38-Jährige.
Ein lauter Knall gibt um 10 Uhr den Start in die aufregendsten Stunden ihrer Läuferkarriere frei. Aus den Lautsprechern ertönt „New York, New York“ von Frank Sinatra, und als die Drei merken, wie die Menschen mit einstimmen, singen auch sie spontan mit. „Ein absoluter Gänsehaut-Moment, das werde ich nie vergessen“, erinnert sich Melanie Einemann.
Schon auf der Verrazano-Narrows-Brücke – der ersten von fünf Brücken, die auf den 42,195 Kilometern hin zum Zielbereich im New Yorker Central Park überquert werden – wird ihnen deutlich, was den Lauf ausmacht. „Es geht nicht um das Sportliche, sondern um das Dabeisein. Die Läufer halten an, schießen Fotos und freuen sich, teilzunehmen“, erzählt Weerts.
Unzählige Erlebnisse
Was die Drei anschließend auf der Strecke von Staten Island über Brooklyn, Queens und die Bronx nach Manhattan erleben, sei einmalig, erzählen sie. Schon die ersten drei Kilometer auf der Start-Brücke seien unvergessen: „Sie schwingt durch die Läufermassen von rechts nach links, das ist geradezu unheimlich“, erinnern sie sich. Die weiteren Kilometer sind geprägt von zahlreichen Eindrücken. An den Straßenseiten sammeln sich Bands und Sänger, Zuschauer und Fans unterstützen jeden Läufer mit Anfeuerungsrufen. „Die Atmosphäre ist dabei absolut friedlich“, so Weerts.
Auf der Strecke treffen sie Läufer aus der ganzen Welt. „Eine Ellenbogen-Mentalität gibt es hier nicht, wie bei anderen Marathons“, berichtet Schallenberg. In Erinnerung bleiben den Dreien die New Yorker Feuerwehrleute, die die Strecke in Arbeitskleidung mit Helm und Flasche auf dem Rücken absolvieren: „Wahnsinn! Das hat natürlich seit dem 11. September bei den patriotischen Amerikanern besondere Bedeutung.“
Nachdem die Läuferinnen den zweiten Stadtteil Brooklyn fast hinter sich hatten, wurde es ungewöhnlich. „Auf einmal war alles ruhig, keine Fans, keine Musik“, berichten sie. In Williamsburg, einem Teil Brooklyns, würden die orthodoxen Juden leben, hier sei der Marathon kein Thema. Die Leute seien ganz normal ihrem Tagewerk nachgegangen. Raus aus Williamsburg würden urplötzlich die Massen wieder da sein und für die gleiche tolle Stimmung wie zuvor sorgen. In Queens habe es danach mit der Queensborough Bridge den anstrengendsten Laufteil der Strecke gegeben. „Hier geht es richtig bergauf, da tun die Knochen weh“, sagt Weerts. Ohnehin sei der New-York-Marathon für seine anstrengende Strecke bekannt, hier würden auch die Profis langsamere Zeiten laufen. Weerts: „Für dieses Erlebnis nimmt man die Anstrengung in Kauf.“
Auch die nächste Station, die Bronx sei besonders gewesen. „Hier waren, wie auch in Queens, Gospelchöre an den Seiten, Kirchentüren standen offen und es erschallte Musik“, schwärmt die 45-jährige Einemann. In Manhatten wartete dann mit dem Central Park das Ende der Laufreise. Nach fünf Stunden und 49 Minuten waren die drei Hatterinnen im Ziel. „Unter tosendem Applaus wird jeder Teilnehmer beim Einlauf bejubelt, das ist ein toller Moment“, sagt Schallenberg. Anschließend gebe es für jeden Teilnehmer die Finishermedaillen. Viele Läufer hätten sich in den Armen gelegen und gefreut, es geschafft zu haben.
Wiederholung erwünscht
Auch für das Trio endet hier ihr Marathon. Einen Zweiten legen sie an den anschließenden Tagen durch ganz New York hin: „Side-Seeing und Shopping gehören dazu, da ist der Muskelkater schnell vergessen“, erzählen sie. Und dass sie bei all diesen positiven Erfahrungen nicht noch einmal wiederkommen werden, ist fast nicht vorstellbar. Katja Weerts denkt zumindest schon drüber nach: „In zwei Jahren wird Bianca 40. Das würde sich doch anbieten...“
Quelle: http://www.nwzonline.de/Regionalsport/Kreis/Oldenburg/NWZ/Artikel/2743976/New-York.-New-York-und-viel-G%E4nsehaut.html
Die meisten Läuferverletzungen entstehen nicht zufällig, sondern sind selbstverschuldet. |
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