Keine Termine |
Von Dierk Rohdenburg
WILDESHAUSEN Krebs muss nicht das Todesurteil bedeuten. Diese Erfahrung hat Paula Vukovac gemacht, die im Krankenhaus Johanneum in Wildeshausen nur als "Schwester Paula" bekannt ist. Seit ihrer schlimmen Diagnose im Jahr 2003 läuft sie extreme Strecken. Doch sie weiß: "Der Tod läuft immer mit."
Ihr bisher letzter großer Lauf war der "Fishermans Friend-Strongman-Run 2008" in Weetze am 12. April auf einem ehemaligen Militärstützpunkt. Es ging über zwei Mal acht Kilometer - über Bunker, Strohberge ("Klagemauer"), Autoreifen ("Reifentanz"), Treibsand und durch Wasserlöcher und Betontunnel ("schwarzes Loch").
"Das war schon ganz schön hart", sagt die 49-jährige Wildeshauserin. Doch am Ende hatte sie sich überwunden, bekam eine Urkunde und eine Medaille. "Die Zeit ist dabei nicht so wichtig", findet Paula Vukovac. "Wenn man einmal eine so schwere Erkrankung durchgemacht hat, ist die Freude groß, wenn man es geschafft hat." Und sie sagt über sich: "Ich habe mich noch nie besser gefühlt als jetzt."
Als Kind und Jugendliche war Paula Vukovac eine gute Leichtathletin. Mit 14 Jahren schaffte sie die Qualifikation im Cross-Lauf für die Deutsche Meisterschaft. Zudem spielte sie Fußball. In Vechta lernte sie den Beruf der Krankenschwester und spielte im Team des dortigen Krankenhauses gegen das Johanneum Wildeshausen. "Manfred Rollié, der damals Verwaltungschef war, kann sich bestimmt noch gut an das Spiel erinnern", schmunzelt "Schwester Paula", die kurz darauf im Johanneum mit ihrem Dienst begann. 1982 zog sie mit ihrem damaligen Freund Vlado in die Wittekindstadt, 1988 wurde geheiratet. Mit dem Sport trat Paula Vukovac kürzer. Es fehlte die Zeit.
Nach der Jahrtausendwende kam es für das Ehepaar ganz dicke. Im Jahr 2001 erfuhren Paula und Vlado, dass Vlado unheilbar an Bronchialkrebs erkrankt war. Im Jahr 2003 erkrankte Paula an Lymphdrüsenkrebs. Allerdings wurde der Ausbruch in einem frühen Stadium entdeckt. "Ich bin nach Hause gekommen und habe zu Vlado gesagt: ,Wir können uns die Hände reichen.'" Dieser Zustand hielt aber nicht lange an, denn kurz nachdem Paula im Jahr 2004 ihre letzte Bestrahlung hatte, musste sie ihren Mann zu Grabe tragen.
Für die Mutter eines Sohnes und einer Tochter war sofort klar: "Ich kämpfe für meine Kinder. Ich möchte für sie durchs Brandenburger Tor laufen." Paula Vukovac setzte auf Nahrungsergänzungsmittel und auf den Sport. "Gleich nach der letzten Chemotherapie habe ich das Training gesteigert und mir mit meinem Chef, der ebenfalls läuft, das Ziel gesetzt, im September 2005 den Berlin-Marathon zu laufen."
Sie schaffte es, und zusammen mit ihren Nachbarn Rudi Schmidtke und Alfred Schwarz schaffte sie noch ganz andere Strecken. So zum Beispiel die Harzquerung und den GutsMuths-Rennsteiglauf. Mit acht Frauen der TSG Hatten-Sandkrug lief sie den Marathon über die Bosporus-Brücke und einen Halb-Marathon auf Mallorca. "Ich will laufen und durchkommen", ist "Schwester Paulas" Devise. Laufen sei eine Befreiung und man lerne, den Körper besser einzuschätzen. So kann sie jetzt schon mal den 50. Geburtstag anvisieren. "Wenn ich so alt werde, habe ich mal gesagt, dann feiere ich das ganz groß", erklärt sie. Der Tag dafür ist optimal: der Rosenmontag im Jahr 2009.
Aktualisiert (Montag, den 22. Juni 2009 um 17:48 Uhr)
Autofahrer sehen uns Läufer deshalb so selten lächeln, weil wir uns ständig darauf konzentrieren müssen, nicht überfahren zu werden. |
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